Die BDA-Delegation mit Staatssekretärin Sabine Dittmar.

Berlin/Nürnberg. In einem intensiven Austausch mit Sabine Dittmar (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), hat der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) einmal mehr zentrale gesundheitspolitische Anliegen der Anästhesiologie zur Sprache gebracht.

Im Fokus standen dabei die dringend nötigen Nachbesserungen bei den Hybrid-DRGs, die extrabudgetäre Vergütung und Qualitätssicherung von Narkosen im Rahmen von zahnärztlichen Eingriffen bei Kindern und die sozialversicherungsrechtliche Einstufung von ärztlichen Kooperationen. Die Vertreter des BDA unterbreiteten dabei konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Versorgungsqualität und transparenten Vergütung.

Ein zentrales Thema waren die Hybrid-DRGs. BDA-Vizepräsident Dr. Frank Vescia kritisierte die derzeitige Praxis, dass Anästhesisten und Operateure ihre Vergütungen selbst aushandeln müssen, was zu bürokratischen Hürden und Unsicherheiten führt. Er forderte eine verbindliche Regelung zur transparenten Verteilung der Honorare. Eine Lösungsmöglichkeit sieht der BDA in einer gesetzlichen Verpflichtung zur Nennung aller an der Leistungserbringung beteiligten niedergelassenen Ärztinnen oder Ärzte gegenüber den Abrechnungsstellen. Zugleich warnte Dr. Vescia vor der im beschlossenen Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) geplanten Absenkung der Hybrid-DRG auf EBM-Niveau bis 2030, die vor allem die ambulante Anästhesie gefährden würde. 

Extrabudgetäre Vergütung für Narkosen bei zahnärztlichen Eingriffen bei Kindern

Die BDA-Vertreter sprachen auch die extrabudgetäre Vergütung und Qualitätssicherung von Narkosen bei zahnärztlichen Eingriffen bei Kindern an, die häufig mit erhöhten Risiken und Ressourcenaufwand verbunden sind. Dr. Tim Deegener, künftiger Vertreter der niedergelassenen Anästhesistinnen und Anästhesisten im BDA, betonte: „Das derzeitige Vergütungssystem spiegelt nicht die tatsächliche Komplexität und die Risiken dieser Eingriffe wider. Wir brauchen eine extrabudgetäre Vergütung, die es uns ermöglicht, die Sicherheit und Qualität der Versorgung für unsere kleinen Patientinnen und Patienten zu gewährleisten und zugleich die wirtschaftliche Grundlage unserer Praxen zu sichern.“ Der BDA steht parallel mit der KBV im Gespräch, die extrabudgetäre Vergütung mit einer verpflichtenden Qualitätssicherungsvereinbarung zu verbinden.

Ein weiteres Thema war die sozialversicherungsrechtliche Einstufung von Ärztinnen und Ärzten in Kooperationen. „Viele Ärzte, die in sektorenübergreifenden Kooperationen tätig sind, sehen sich mit der problematischen Einstufung als sozialversicherungspflichtige Beschäftigte konfrontiert. Diese Hürde erschwert die dringend benötigte Ambulantisierung des Gesundheitswesens“, machte Dr. Markus Stolaczyk, Leiter des Referats Gesundheitspolitik des BDA, deutlich. 

Staatssekretärin Sabine Dittmar zeigte Verständnis für die angesprochenen Themen, betonte aber, dass Lösungen in diesen Bereichen primär durch die Selbstverwaltung erarbeitet werden müssten. Sie hob hervor, dass insbesondere die Kassenärztliche und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung in die Entscheidungsprozesse eingebunden seien. Zugleich zeigte sie Verständnis für die mitunter schwierige Situation der Anästhesistinnen und Anästhesisten, lobte die konstruktiven Vorschläge des BDA und ermutigte den Verband, weiterhin auf pragmatische Lösungen hinzuarbeiten und einen kontinuierlichen Dialog mit den relevanten Akteuren zu pflegen.

Durch offenen Dialog gemeinsam Lösungen entwickeln

Der BDA schloss das Gespräch mit dem Eindruck ab, dass seine Anliegen ernst genommen werden. „Es ist uns wichtig, dass unsere Vorschläge und Sorgen von den politischen Entscheidungsträgern gehört werden“, sagte Vizepräsident Dr. Frank Vescia. „Nur durch einen offenen Dialog können wir gemeinsam Lösungen entwickeln, die sowohl die Versorgungsqualität verbessern als auch die Arbeitsbedingungen in der Anästhesiologie nachhaltig sichern.“ Demzufolge sei ein kontinuierlicher Austausch sowohl mit Entscheidungsträgern der Politik als auch der Selbstverwaltung wichtig, um die drängendsten Herausforderungen der Anästhesie anzugehen.  Der BDA werde sich in jedem Fall weiterhin konstruktiv einbringen.