Nürnberg. Jedes Jahr am 11. Februar wird international der „Tag des Notrufs“ begangen, um die Bedeutung des Notrufs und die Arbeit der Notfallrettungsdienste hervorzuheben. Anlässlich dessen betonen der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) sowie die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) die Bedeutung der Telefonreanimation.
Die Telefonreanimation, auch TCPR genannt (aus dem Englischen Telephone Cardial Pulmonal Resuscitation = Kardio Pulmonale Wiederbelebung), bezeichnet die angeleitete Herz-Lungen-Wiederbelebung bzw. Herzdruckmassage für Ersthelferinnen und -helfer über das Telefon. Durch die Anleitung von Anruferinnen und Anrufern durch Leitstellendisponenten könne das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen professioneller Hilfe geschlossen werden, so die beiden Verbände. Studien belegen den positiven Einfluss von TCPR auf Überleben, Neurologie und Lebensqualität der Überlebenden.
Seit 2010 wird die Telefonreanimation in den Reanimationsleitlinien empfohlen. Eine bedeutende Rolle bei der Implementierung spielen dabei die 10 Thesen zur Verbesserung der Reanimationsversorgung in Deutschland, die im Rahmen der von DGAI, BDA und Deutschen Reanimationsregister ausgerichteten Bad Boller Reanimations- und Notfallgespräche 2014 entwickelt und 2024 aktualisiert wurden. Diese Thesen betonen unter anderem die Notwendigkeit einer flächendeckenden Schulung der Bevölkerung in Wiederbelebung und die Anleitung von Ersthelferinnen und -helfern durch die Rettungsleitstelle bei Verdacht auf Herzstillstand. „Durch die Umsetzung der zehn Thesen wird auch die Telefonreanimation als integraler Bestandteil der Ersten Hilfe in Deutschland weiter gestärkt und trägt maßgeblich dazu bei, Leben zu retten“, erklärt Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher der DGAI-Sektion Notfallmedizin sowie des Organisationskomitees des Deutschen Reanimationsregisters.
Deutliche Zunahme der Telefonreanimation binnen zehn Jahren
In den vergangenen Jahren hat sich die Bedeutung der telefonischen Unterstützung bei der Wiederbelebung stetig gesteigert. Laut aktuellen Statistiken des Deutschen Reanimationsregisters ist die Quote der Telefonreanimation von 12,4 Prozent im Jahr 2014 auf 30,9 Prozent im Jahr 2022 angestiegen. Diese Zunahme verdeutlicht die Wirksamkeit und Wichtigkeit dieser lebensrettenden Maßnahme – reicht aber laut Experten längst nicht aus.
So betonen die Autorinnen und Autoren im Update der 10 Thesen, dass der Umsetzungsstatus von TCPR in deutschen Leitstellen noch deutlich verbessert werden muss. An einer Umfrage im Jahr 2021, die mit Unterstützung des Fachverbands Leitstellen e.V. durchgeführt wurde, hatten etwa ein Drittel der befragten Leitstellen nicht teilgenommen. Weniger als die Hälfte der Teilnehmer berichtete von einer durchgängigen Einführung von TCPR.
In der Schlussfolgerung fordern die Thesen-Autoren: „Leitlinien für die Durchführung und Systeme für das Qualitätsmanagement bei TCPR sind bereits entwickelt und müssen nur genutzt werden.“ Die Anwendung von TCPR sollte auf Landesebene systematisch erfasst und alle Einsätze evaluiert werden, um eine Auswertung beispielsweise in einem landesweiten ÄLRD-Report zu ermöglichen.
Jan-Thorsten Gräsner rät: „Es ist wichtig, sich im Notfall an die Telefonreanimation zu erinnern und im Zweifel aktiv danach zu fragen. Denn schnelle Hilfe kann Leben retten.“