Berlin (pag) – Den Arbeitsbedingungen und dem Digitalisierungsgrad in ihren Krankenhäusern stellen Assistenzärzte ein schlechtes Zeugnis aus. 70 Prozent können die gesetzlich vorgeschriebene Pausenzeit nicht einhalten, für ebenfalls 70 Prozent gehören Doppeldokumentation zum Arbeitsalltag. Das sind Ergebnisse einer Umfrage des Hartmannbundes.

Nur knapp 60 Prozent der Assistenzärzte können Überstunden problemlos dokumentieren. Für über 40 Prozent gibt es Barrieren, welche die Dokumentation nicht oder nur eingeschränkt möglich macht – trotz entsprechender EU-Gesetzgebung. Verantwortlich dafür sind häufig nicht-ausgereifte digitale Systeme und die Chefetage. „Wer Überstunden macht, ist nicht auf Facharztniveau und bekommt kein Zeugnis vom Chef“, lautet die Begründung eines Befragten. Das zeige, dass der längst überfällige Kulturwandel in Kliniken nötig sei: „Die bestehenden Personalprobleme in der Patientenversorgung können wir nicht langfristig durch unbezahlte Überstunden ausgleichen, sondern nur durch ein effizienteres System, eine optimierte Arbeitsweise und – mehr Personal“, fordert Dr. Caroline Rinkel, Sprecherin des Assistenzärzt:innenausschusses des Hartmannbundes.

41 Prozent der Befragten bezeichnen die ärztliche Personalsituation ihres Arbeitgebers als mangelhaft. Nur 5 Prozent blicken auf eine sehr gute Personalsituation. Über 10 Prozent der Weiterzubildenden haben keinen ärztlichen Ansprechpartner für fachliche Fragen. Die deutliche Mehrheit der Befragten (55 Prozent) gibt an, dass ärztliche Stellen unbesetzt sind. Insgesamt 36 Prozent der Assistenzärzte haben aufgrund unzufriedenstellender Arbeitsbedingungen schon darüber nachgedacht, den Beruf zu wechseln.

Luft nach oben bleibt auch bei der Digitalisierung. Nur etwa die Hälfte der Befragten steht ein Diensthandy zur Verfügung, nur circa jedem Zehnten ein Tablet. Für über 90 Prozent gehören Probleme mit der IT-Infrastruktur zum Arbeitsalltag. Jan Baumann, ebenfalls Sprecher des Ausschusses, moniert: „Die Arbeitgeber und die technische Ausstattung vieler Kliniken sind irgendwo im vergangenen Jahrzehnt stehengeblieben.“ Es brauche funktionierende Arbeitszeitmodelle, New-Work-Ansätze, Homeoffice-Möglichkeiten und deutliche Veränderungen in der Digitalisierung.
 

Link zur Umfrage:
https://www.hartmannbund.de/wp-content/uploads/2024/08/2024-08-19_Ergebnisse_Umfrage-2024_junge_Aerzteschaft.pdf


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