Berlin (pag) – Der Bundes-Klinik-Atlas ist dramatisch gefloppt. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat am 20. Juni einen Relaunch des umstrittenen Krankenhausvergleichsportal vorgenommen – und wieder hagelt es Kritik.

 

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Das Update kündigt Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) bereits am am Rande einer ADAC-Veranstaltung an. Nun solle mit einer neuen Struktur mehr Wert auf die Patientenperspektive gelegt werden. Damit gibt der Minister den Flop zu. Denn die Patientenperspektive war der oberste Anspruch und ureigenste Intention seines Prestigeprojektes.

Wer jetzt die Seite aufruft, hat zunächst Zugriff auf die Kacheln „Herz“, „Lunge“, „Krebs“, „Knochen und Gelenke“, „Neurologie“, „Gynäkologie und Geburt“. Dahinter verbergen sich insgesamt 22 Eingriffe anstatt der vorher rund 23.000. Bei 22 soll es aber laut Ministerium nicht bleiben, die Datenbank würde sukzessive ergänzt. Laut Lauterbach verfüge das Portal nun über eine einfacher nutzbare Oberfläche, wie er auf X mitteilt.

„Zielgruppe des Lauterbach-Atlas seien doch immer die Bürgerinnen und Bürger, also Laien gewesen. Wenn man feststellt, dass man dieses zentrale Ziel verfehlt hat, entstehen erhebliche Zweifel an der wissenschaftlichen und methodischen Kompetenz der verantwortlichen Entwickler des Lauterbach-Atlas“, schlussfolgert Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Er stellt außerdem fest, dass der lineare Zusammenhang zwischen Fallzahlen und guter Behandlung nicht existiere, zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsenkrebs: „Die Tachonadel des Bundesgesundheitsministers steht voll im grünen Bereich, egal ob das Krankenhaus 245 Operationen im Jahr durchführt oder 17“. Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) bemängelt, dass nun Krankheiten wie Diabetes gar nicht mehr aufgeführt werden. „Die Qualität bemisst sich jetzt nur noch danach, wie viele Pflegekräfte in den jeweiligen Kliniken arbeiten und wie viele Prozeduren durchgeführt werden“, kritisiert Verbandsvize PD Kevin Schulte außerdem. BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck fordert eine grundlegende Überarbeitung. Bis dahin helfe nur eins: Abschalten.


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