Berlin (pag) – Eine im „Lancet“ veröffentlichte Studie beschäftigt sich mit Beatmungspatienten. Danach werden hierzulande deutlich mehr Patienten künstlich beatmet als in Ländern mit vergleichbaren Gesundheitssystemen. Inzwischen versterbe „jeder zehnte Deutsche beatmet im Krankenhaus“, teilen die an der Studie beteiligten Pneumologen und Intensivmediziner mit.

Das Team um Prof. Christian Karagiannidis hat die Routinedaten aller 1.003.882 Patienten ab 18 Jahre ausgewertet, die zwischen 2019 und 2022 in 1.395 deutschen Krankenhäuser beatmet werden. Insgesamt versterben 43,3 Prozent. Die Autoren beobachten einen Anstieg der Krankenhausmortalität mit dem Alter: So versterben 27,6 Prozent bei den 18- bis 59-Jährigen, aber 59 Prozent bei den über 80-Jährigen. Die Anzahl der beatmeten Patienten innerhalb der Gesamtbevölkerung ist im beobachteten Zeitraum insbesondere bei den über 80-Jährigen mit mehr als einem Prozent pro Jahr sehr hoch. Die durchschnittlichen Kosten pro beatmeten Patienten liegen bei 22.000 Euro für das Jahr 2019 und über 25.500 Euro für 2022.

Es sei auffällig, dass vor allem hochaltrige Patienten sehr häufig auf den Intensivstationen beatmet würden, aber dennoch versterben. „Wir müssen uns deshalb die Frage stellen, ob wir ethisch und medizinisch das Richtige tun, wie auch gesellschaftlich-ökonomisch“, fordert Prof. Matthias Kochanek, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Prof. Wolfram Windisch, fragt: „Haben wir also so viele Beatmungsbetten, weil die Patienten sie brauchen? Oder brauchen wir so viele Patienten in diesen Betten, damit sich die Klinik finanzieren kann?“

Gleichzeitig sei Deutschland Schlusslicht bei der Tabakprävention, so der DGP-Präsident. Tabakkonsum sei einer der größten Risikofaktoren für viele und schwere Herz- wie auch Lungenerkrankungen, die wiederum die Hauptgründe für Beatmung auf Intensivstationen in Deutschland darstellen. „Wir verhindern die Krankheiten nicht, die wir dann aber maximal mit allem, was geht, behandeln“, so Windisch. Wäre es nicht andersherum deutlich besser?

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