Berlin (pag) – Falsche Fallzahlen, fehlende Zertifikate, nicht korrekte Notfallstufen: Der Bundes-Klinik-Atlas legt einen klassischen Fehlstart hin. „In diesem Zustand muss die Seite vom Netz“, fordert Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD).

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Nur sechs Fälle soll die Universitätsklinik des Saarlandes in Homburg bei der Frühgeborenen-Versorgung vorweisen können. „Tatsächlich sind es durchschnittlich mehr als 75 pro Jahr“, korrigiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Auch die Herzchirurgin und ehemalige Patientenbeauftragte der Bundesregierung (2019 bis 2021), Prof. Claudia Schmidtke, macht Fehler aus. Gibt man beispielsweise „Offene Implantation eines Kunstherzes“ ein, erschienen anfangs lediglich vier Kliniken mit jeweils weniger als vier Eingriffen pro Jahr. „Das Ergebnis bildet nicht die Realität in Deutschland ab“, sagt Schmidtke. Denn deutschlandweit würden jährlich etwa 800 LVADs (Left Ventricular Assist Devices, Linksherzunterstützungssysteme) eingesetzt.

Die Eingruppierung in die Notfallstufen verlief ebenfalls nicht korrekt, glaubt man der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG). 32 Kliniken seien falsch zugeordnet worden. „Bei diesen Informationen steht die Patientensicherheit auf dem Spiel“, kritisiert NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft vermisst bei den Angaben zu vielen Häusern den Hinweis auf besondere Diabetesexpertise. Der Atlas spucke nur vier aus. Die DDG spricht allerdings von rund 350 Häusern mit DDG-Zertifizierung.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) habe auf die Fehlermeldungen mit einem Update reagiert, wie Ressortchef Prof. Karl Lauterbach am Rande einer Pressekonferenz mitteilt. Außerdem sei laut BMG ein Datensatz ausgetauscht worden, der für missverständliche Informationen gesorgt habe. „Zum Teil haben allerdings Kliniken selbst auch falsche Angaben in den Qualitätsberichten oder im Krankenhausverzeichnis gemacht", sieht das Ministerium auch eine Mitverantwortung bei den Krankenhäusern. Das BMG verweist darauf, dass für die Zertifikate das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen zuständig ist, das aber noch nicht alle qualifiziert hat.

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