Berlin (pag) – Patienten mit stigmatisierten Erkrankungen stellen diese Informationen seltener in ihre elektronische Patientenakte (ePA). Das ist zentrales Ergebnis einer Studie des Wissenschaftlichen Mitarbeiters Niklas von Kalckreuth und Prof. Markus Feufel, Leiter des Fachgebiets Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Berlin.

Untersucht wurde der Einfluss von Krankheitsattributen auf das Hochladeverhalten von ePA-Nutzern. Dabei ergibt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Stigma behafteten Diagnosen und der geringeren Bereitschaft, die Daten zu teilen. Zu solchen Erkrankungen zählen etwa Depressionen oder Geschlechtskrankheiten. Diagnosen ohne Stigma – wie ein gebrochenes Handgelenk oder Diabetes Typ 1 – haben keinen relevanten Einfluss auf das Hochladeverhalten. Das gilt gleichermaßen für akute wie chronische Krankheiten.

Hintergrund der Erhebung: Eine Umfrage, in der drei von vier Personen angaben, dass sie bereit wären, die ePA zu nutzen, „und in der öffentlichen Diskussion zuweilen suggeriert wurde, dass dieses Ergebnis gleichbedeutend sei mit einer hohen Nutzungsbereitschaft“, so Kalckreuth. Dennoch sei eine Absichtsbekundung zumeist nicht gleichzusetzen mit tatsächlichem Nutzungsverhalten – dazwischen liege eine Diskrepanz. Die aktuelle Studie ging der Frage auf den Grund, ob eine solche Lücke auch im ePA-Nutzungsverhalten zu erwarten ist.

Aus den Ergebnissen schließt Kalckreuth: Damit die ePA ihr volles Potenzial entfalten kann, muss die Zeit bis zum breitflächigen Roll-out im Januar 2025 genutzt werden, um über die hohen Sicherheitsstandards der Patientenakte aufzuklären. Auch jene Patientengruppen, die grundsätzlich positiv zu ihr stehen. „Patienten müssen wissen: Ohne ihre ausdrückliche Einwilligung dürfen weder Daten in der ePA gespeichert noch ausgelesen werden und – sehr wichtig – selbst die Krankenkassen, die eine ePA anbieten, haben ohne Zustimmung keinen Zugriff auf die dort gespeicherten Daten“, so die Wissenschaftler.

Durchgeführt wurde die Studie online, teilgenommen haben 241 Bürger.

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